Ermittlung der Nestlingsnahrung von Feldvögeln

anhand von Metabarcoding

Die Grauammer ist ein Repräsentant artenreicher Ackerlandschaften, verzeichnet in Westdeutschland aber erhebliche Rückgänge seit den 1990er Jahren. Wie bei vielen Feldvogelarten gilt die Verknappung der Nahrungsressourcen für die Jungenaufzucht als ein wichtiger möglicher Grund für sinkende Bestände. Bislang nur in Ansätzen untersucht bleibt aber, welche Arthropoden den entscheidenden Anteil der Nahrung ausmachen. Bisherige Studien an der Grauammer erfassten auf Distanz sichtbare Beutetiere fütternder Weibchen sowie visuell bestimmte Nahrungsrückstände in Halsringproben. Außerdem wurden Kotproben der Nestlinge untersucht. Kleine oder anhand der Rückstände schwer bestimmbare Nahrungsbestandteile können dabei allerdings nur unterrepräsentiert berücksichtigt werden. Mit dieser durch die Stöckmann-Stiftung finanzierten Pilotstudie wollten wir prüfen, ob eine Analyse genetischer Rückstände in Kotproben mittels DNA-Metabarcoding zuverlässigere Einsichten in die Nestlingsnahrung der Grauammer liefern kann.

Insgesamt wurden von 2021 bis 2023 Nestlings-Kotproben aus 73 Nestern gewonnen (Abb. links), wovon 43 eine hinreichende Qualität für zuverlässige Barcoding-Ergebnisse (durchgeführt durch AIM.science) erreichten und auf Ordnungs- bzw. Familienniveau analysiert wurden. Im Vergleich besonders auffällig war, dass Untersuchungen von Halsringproben oder Nahrungsrückständen im Kot offenbar insbesondere die Bedeutung kleiner Arthropoden – Dipteren und Hymenopteren – als Nahrungsbestandteile der Grauammer unterschätzten.

Grauammer Foto: Raúl Baena Casado from Sevilla, España – Triguero
Grauammer-Nestlinge nach dem Schlupf, etwa an Tag 6 (links) Entnommene Kotprobe eines Nestlings (rechts) Fotos: Nils Anthes

Ein Vergleich zwischen Landschaften unterschiedlicher Habitatausstattung war aufgrund der ungleich-mäßigen Verteilung von (verwertbarem) Probenmaterial bei geringer Probenzahl aus Grünland-Gebieten nur eingeschränkt möglich. Es deutete sich an, dass in Acker-dominierten Gebieten im Ver-gleich zu heterogeneren Landschaftsstrukturen nur eine eingeschränkte Auswahl an Nahrungsorganis-men verfügbar war Die in dieser Pilotstudie erhobenen Befunde unterstreichen das große Potenzial des Metabarcodings für Untersuchungen zur Nahrungsökologie. Zudem deuten sie an, dass in Acker-dominierten Landschaf-ten die Sicherung mehrjähriger Saumstrukturen wichtige Nahrungsressourcen für brütende Feldvögel bereitstellen kann. Sie können beispielsweise als Blühflächen oder mehrjährige extensive Grünländer angelegt werden.