Förderbereich I
Überwachung von Nistflößen mit Hilfe von Fotofallen
zur Ermittlung von Prädatoren (Förderperiode 2011-2017)
Da der Bruterfolg der wichtigste Faktor für den Erfolg eines Artenschutzprojektes ist, steht dieser in einem besonderen Forkus der Förderung durch die Stöckmann-Stiftung. Der Bruterfolg der Trauerseeschwalbe wird allgemein vor allem durch die Witterung beeinflusst. Kalte, windige Wetterperioden in Kombination mit viel Niederschlag führen bei den Küken zu einem raschen Verklammen und zum Erfrieren. Zudem sind unter solchen Bedingungen die Möglichkeiten für die erwachsenen Trauerseeschwalben Nahrung für ihren Nachwuchs zu finden, deutlich schlechter, was ebenfalls zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate unter den Küken führt. Auch können starke Winde im Zusammenspiel mit einem erhöhten Wellengang zu Verlusten bei den Gelegen führen. Der am Bienener Altrhein rückläufige Bruterfolg ließ sich jedoch nicht allein auf die Witterung zurückführen, da auch während ruhiger Witterungsphasen zahlreiche Gelege verloren gingen. Dies führte zu der Vermutung, dass Prädation ein weiterer wichtiger Faktor sein könnte, der das Brutgeschehen negativ beeinflusst.
Um die Ursachen des schlechten Bruterfolges der Trauerseeschwalbe am Unteren Niederrhein zu ermitteln, wurden zwischen 2011 und 2017 zahlreiche Nistflöße mit Hilfe von Fotofallen überwacht. Ziel der Überwachung war es, mögliche Prädatoren nachzuweisen, die den Verlust von Eiern und/oder Küken verantwortlich sind.
Mit Hilfe der Fotofallen konnten im Lauf der Jahre die Waldohreule als Prädator der Küken nachgewiesen werden. Diese nachtaktive Eule erbeutete innerhalb von wenigen Stunden mehr als ein halbes Dutzend Küken. Auch die Blässralle konnte „ertappt“ werden, als sie sich über die Gelege hermachte. Innerhalb einer Nacht zerstörte sie sieben Gelege, wobei unklar ist, ob sie die Eier nur zerstört oder auch gefressen hat. Blässrallen brüten ebenfalls egelmäßig auf den Nistflößen der Trauerseeschwalbe und sind teilweise sehr territorial. Es ist dankbar, dass sie die Eier nur zerstört hat, um ihr Revier zu verteidigen.
Eine der erstaunlichsten Entdeckungen für den Verlust von Eiern kam aber aus einer ganz anderen Ecke – hierfür waren nämlich Fische verantwortlich. Genauer gesagt, laichende Karpfen. Karpfen legen ihre Eier an Wasser- und Schwimmblattpflanzen ab, die die Nistflöße umgeben. Es ist zudem möglich, dass sie die grünen Nistflöße ebenfalls für Schwimmblattpflanzen halten. Beim Laichvorgang erzeugen die Karpfen mit ihrer Schwanzflosse, einen derartig starken Wellenschlag, dass hierdurch in früheren Jahren mit Sicherheit zahlreiche Gelege von den Nistflößen gespült wurden. Als Reaktion auf die Erkenntnis, dass Wellenschlag (wind- oder karpfenbedingt) zu hohen Gelegeverlusten führen kann, wurden alle Nistflöße mit einem so genannten Eirollschutz ausgestattet. Seit Einführung dieser Maßnahme ist der Bruterfolg der Trauerseeschwalbe nicht mehr unter die bestandserhaltende Schwelle gesunken, meist lag er sogar darüber. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig ökologische Grundlagenforschung sein kann, um konkrete Artenschutzmaßnahmen zu optimieren. Erst ein breites Wissen über eine Art, kann zu einem besseren Verständnis von Zusammenhängen und schließlich zu geeigneten Schutzmaßnahmen führen!