Wie stark reagieren Nachtschwalben
auf Störungen durch Großveranstaltungen?
Im dichtbesiedelten NRW sind Vögel auch häufig Störungen durch menschlich verursachten Lärm und Licht ausgesetzt. Ornithologen erforschen nun die Auswirkungen auf eine bedrohte Vogelart – die Nachtschwalbe.
Wirksamer Vogelschutz kann nur gelingen, wenn es ausreichende Informationen darüber gibt, welche Einflüsse Vögel besonders beeinträchtigen. Das gilt in einer dicht besiedelten Region wie Nordrhein-Westfalen in besonderem Maße. Neben der zunehmenden Knappheit von Lebensräumen spielen auch in bestehenden Lebensräumen Störfaktoren wie Lärmbelastung und Licht bei Nacht eine wichtige Rolle. Das gilt für besonders stark spezialisierte Vogelarten wie die Nachtschwalbe (auch Ziegenmelker genannt) besonders. So haben Schweizer Wissenschaftler nachgewiesen, dass selbst aufwendige Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums für die Nachtschwalbe nicht zu einer Erhöhung der Bestände geführt haben. Der Grund: Die in den vergangenen Jahrzehnten beständig angestiegene Lichtverschmutzung macht den Lebensraum für die hochspezialisierten Nachtvögel nicht mehr nutzbar.
Um mehr über die Störempfindlichkeit der Nachtschwalben herauszufinden, initiierte die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft mit ein Forschungsprojekt zur Störungstoleranz der in der Roten Liste des Landes NRW als „stark gefährdet“ geführten Art, die auch europaweit den höchsten Schutzstatus genießt.
Das Untersuchungsgebiet ist die Umgebung des Flughafens Weeze am Niederrhein. Dort brüten noch etwa zehn Paare Nachtschwalben in geringer Entfernung zu den Leiteinrichtungen für die Start- und Landebahn. Außerdem gibt es auf dem ehemaligen Militärflugplatz ein sogenanntes Eventgelände, auf dem während der Brutzeit von Juni bis August an Wochenenden abendliche und nächtliche Veranstaltungen statt. Mitte Juli findet zudem eine Großveranstaltung mit 70.000 Besuchern pro Tag an einem verlängerten Wochenende statt, bei dem das Veranstaltungsgelände großflächig ausgeleuchtet ist. Hinzu kommen Pyrotechnik auf den Showbühnen und Höhenfeuerwerk.
In einer Voruntersuchung wurden drei männliche Nachtschwalben gefangen und mit Sendern ausgestattet. Über die Ortung der Tagesruheplätze der auf dem Boden brütenden Vögel wurden auch Nester gefunden. In deren Nähe wurden Nestkameras installiert, die Aufschluss über die nächtlichen Aktivitäten geben sollen. Gleichzeitig werden die Aktivitäten der besenderten Männchen mittels Peilstationen im Gelände überwacht. Licht- und Schallmessungen komplettieren die Datenaufnahme.
Wegen der coronabedingten Einschränkungen gab es im ersten Jahr der Untersuchung nur wenige Störreize, so dass dieses Jahr als Testlauf und Vergleichswert genutzt wurde. Nach dem Ende der Coronabeschränkungen wird es durch genehmigte Veranstaltungen im Umfeld des Brutgebiets wieder zu vermehrten Störreizen kommen, deren Auswirkungen auf die Vögel dann ermittelt werden sollen.
Die Forschung ist auch unmittelbar für den Naturschutz relevant, weil sie beispielsweise auch Aufsichtsbehörden Hinweise geben kann, wann es nötig ist, bestimmte Verbote oder Beschränkungen zum Schutz der Vögel zu erlassen und wann darauf verzichtet werden kann. Damit können die Ergebnisse auch einen Beitrag zu einem verträglichen Miteinander von Natur und Mensch beitragen.